2020 haben wir uns alle anders vorgestellt. Wir mussten und müssen Herausforderungen bewältigen, die absolutes Neuland waren und noch immer sind, gerade auch im Kultur-
bereich. Umso mehr freuen wir uns, und speziell nach dieser kulturarmen Zeit, dass die wellenklænge 2020 stattfinden können – wenn auch unter veränderten Umständen. Schweren Herzens haben wir uns dazu entschieden, unser Programm neu zu gestalten und auf nahezu alle Künstler*innen aus dem Ausland zu verzichten. Die Unsicherheiten bezüglich Einreise sind einfach zu groß. Auch die Anzahl der verfügbaren Tickets mussten wir stark reduzieren, um Sicherheitsabstände – und somit einen sicheren Festivalbesuch – gewährleisten zu können.
Dennoch blicken wir voller Vorfreude auf die wellenklænge 2020. Auf eine sonderbare Weise passt unser Festivalthema „Verbunden & Vernetzt“ mehr denn je zur gegenwärtigen Situation, rückt das Corona-Virus diese zwei Begriffe doch immer wieder in den Fokus. Was heißt es für eine globale Gesellschaft, verbunden und vernetzt zu sein? Wo entdecken wir Verbundenheit, wo erkennen wir Abhängigkeit und wo dürfen wir diese auch akzeptieren?
Covid-19 hat uns vor Augen geführt, dass wir Teil eines globalen Gefüges sind. Es betrifft uns sehr wohl, was auf der anderen Seite der Welt passiert und wie es den Menschen in anderen Ländern geht. Die Entscheidungen einzelner Staaten und Staatsoberhäupter können auch uns ganz direkt betreffen.
Ebenso hat das Virus gezeigt, dass innerhalb einer Gesellschaft alle Einzelteile eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind: Wirtschaft, Gesundheit, Soziales, Kunst und Kultur. Das staatliche Sicherheitsnetz – von dem wir hoffen, dass es uns in Notsituationen auffängt und in dem wir uns doch allzu oft verheddern – wurde auf eine harte Probe gestellt. Wo bereits zuvor Löcher in diesem Netz waren, wurden und werden diese und ihre schmerzlichen Auswirkungen nun noch deutlicher spürbar. Wie so oft insbesondere für jene Menschen, die sich in prekären und schwierigen Lebenssituationen befinden.
Auf zwischenmenschlicher Ebene spannt sich das virtuelle Netz um den gesamten Globus und ermöglicht einen schnellen und unmittelbaren Austausch. Die Beschränkungen aufgrund von Covid-19 haben jedoch gezeigt, dass digitale Vernetzung niemals den physischen und analogen Kontakt zu unseren Mitmenschen ersetzen kann. Führt diese virtuelle Vernetzung also überhaupt dazu, dass wir stärker miteinander verbunden sind? Zweifellos sind diese Netzwerke in der Lage – wenn sie bewusst und positiv genutzt werden – ein Gefühl von Gemeinschaft entstehen zu lassen, das über sämtliche Grenzen hinweg geht. Genauso können sie aber auch zu Ausgrenzung und asozialem Verhalten führen.
Unser Wohlbefinden ist untrennbar mit dem Wohlbefinden anderer verbunden. Eine der größten Studien* im Bereich der Glücksforschung bestätigt, dass Glück oder Wohlbefinden in erster Linie von der Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen abhängen. Gerade weil dieses Grundbedürfnis in unserem gelebten Alltag oft nicht an erster Stelle steht, möchten wir die Verbundenheit und das uns haltende soziale Netz ins Zentrum des heurigen wellenklænge-Festivals rücken. Wir wollen erlebbar machen, was wir in den letzten Wochen schmerzlich vermisst haben: soziale Nähe, Kunst und Kultur. Dabei widmen wir uns verschiedensten Fragen.
In welcher Form kann Musik Verbundenheit schaffen und Menschen zusammen bringen? Was können wir von gleichschwingenden Instrumenten lernen? Welche Bedeutung haben Kooperationen und das „gemeinsam an einem Strang ziehen“, wie es beispielsweise in einem Ensemble unerlässlich ist? Kann Musik helfen, das Gefühl, von anderen getrennt zu sein, zu überwinden? Diesen Fragen werden wir in all unseren Veranstaltungen nachfühlen.
Wir laden euch ein, zuzuhören!
Julia Lacherstorfer & Simon Zöchbauer